One size fits nobody – Ernährung ist individuell
Gibt es eigentlich „die eine gesunde Ernährung“ und warum funktionieren gewissen Ernährungsformen bei manchen Menschen, andere scheitern jedoch damit?
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Mit diesen und unzähligen weiteren Ernährungs- bzw. Diätvorschlägen werden wir nahezu täglich konfrontiert. Egal, ob in Zeitschriften, im Fernsehen oder auf Social Media Plattformen – überall wird uns die EINE Ernährungsweise aufgezeigt, die uns dabei helfen soll, gesund, schlank und fit zu werden.
Doch diese Empfehlungen sind teilweise sehr widersprüchlich, oftmals sogar das komplette Gegenteil voneinander. Hinzu kommt, dass mittlerweile auch nahezu jeder von uns eine Meinung oder sogar eine Überzeugung davon hat, welche Ernährung nun die Beste ist.
Hier zeigt sich oftmals wie emotional das Thema Ernährung behaftet ist und dass es nicht immer einfach ist, den Durchblick zu behalten. Wer soll sich da noch auskennen? Was stimmt bzw. funktioniert jetzt tatsächlich, um sein Wohlfühl-Ich zu erreichen? Ist es wirklich so kompliziert oder vielleicht doch ganz einfach?
Wenn du das wissen willst, dann solltest du diesen Artikel unbedingt bis zum Schluss lesen!
Eines gleich mal vorweg:
Die EINE gesunde Ernährung gibt es nicht. Der Grund dafür ist einfach: Wir Menschen sind verschieden und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Demnach spielt sowohl unsere Genetik als auch unser Lebensstil eine große Rolle, wenn es um das Thema Ernährung geht.
Studien in diesem Zusammenhang zeigen, dass die oftmals überschätzte genetische Komponente eher eine untergeordnete Rolle spielt und Lebensstilfaktoren wie Schlaf, Bewegung oder Zeitpunkt der Mahlzeiten einen deutlich größeren Einfluss darauf haben, wie Ernährung unser Wohlbefinden bzw. unsere Gesundheit beeinflusst.
Was aufgrund der aktuellen Studienlage auch immer deutlicher wird, ist die Tatsache, dass unserer Darmflora eine entscheidende Rolle spielt, wie unser Stoffwechsel auf bestimmte Lebensmittel reagiert. Daher kann es den EINEN Ernährungsplan oder die EINE Ernährung, die für alle passt, nicht geben.
Doch nicht nur diese Tatsache stellt ein großes Problem dar, wenn es um Ernährungsempfehlungen bzw. Diäten geht, die für alle passen. Jeder der schon einmal eine Diät gemacht hat, weiß, dass es einerseits gar nicht so einfach ist, diese überhaupt durchzuhalten und andererseits ein gesunden Essverhaltens nach einer Diät wiederzuerlangen oftmals nicht mehr gelingt. Warum das so ist und welche Gefahr von einseitigen Ernährungsempfehlungen bzw. Diäten ausgeht, werde ich dir im Folgenden erklären.
Problem #1 – Ernährungsplan
Das erste Problem sind Ernährungspläne an sich. Warum? Weil Ernährungspläne nichts anderes als Ernährungsvorschriften sind, die Lebensmittel oder Mahlzeiten als gut oder schlecht charakterisieren, indem der Plan meist nur „gute“ Lebensmittel beinhaltet. Doch die meisten Lebensmittel kann man nicht so einfach in gut oder schlecht (für die Gesundheit, für das Abnehmen etc.) einteilen, weil es letztendlich immer auf die Menge ankommt.
Man kann sich das wie eine Schablone vorstellen, die über uns Menschen drübergelegt wird. Das kann einfach nicht funktionieren.
Ein weiterer Nachteil solcher Pläne ist die Tatsache, dass sie das Essen im Alltag oft sehr schwierig machen, weil man dadurch unflexibel wird. Eine spontane Essenseinladung oder die Geburtstagsjause in der Arbeit haben hier keinen Platz, was oftmals zu Stress führt.
Dieser Stress wiederum kann aufgrund erhöhter Stresshormonausschüttung dazu führen, dass man beispielsweise Körperfett aufbaut und Muskulatur abbaut, was meistens genau das Gegenteil davon ist, was man durch eine „gesunde“ Ernährung erreichen will.
Problem #2 – Glaubenssätze
Wenn es um die EINE gesunde Ernährungsweise geht, bedeutet das meistens, dass bestimmte Lebensmittel oder bestimmte Inhaltsstoffe verboten werden. Denken wir beispielsweise an die zahlreichen „Low-Carb-Diäten“, die uns immer wieder vorgaukeln, dass Kohlenhydrate die Dickmacher Nummer eins sind, ohne allerdings zu unterscheiden, um welche Kohlenhydrate es sich handelt.
Denn eines steht fest: Süßigkeiten und Obst bzw. Gemüse haben definitiv nicht dieselbe Wirkung in unserem Körper, obwohl all diese Lebensmittel Kohlenhydrate beinhalten. Doch nicht nur diese Verallgemeinerung stellt ein großes Problem dar.
Auch die Tatsache, dass daraus Glaubenssätze – wie in diesem Fall „Kohlenhydrate machen dick“ – von jeder Diät übrigbleiben, erschweren uns die Integration langfristig gesunder Ernährungsgewohnheiten.
Problem #3 – Hunger und Sättigung spielen eine untergeordnete Rolle
Bei vielen Ernährungsempfehlungen geht es oftmals nur darum, wann wir was essen sollen. Doch die Wahrnehmung von Hunger und Sättigung wird meist nicht thematisiert. Das heißt, viele Menschen essen einfach deshalb, weil es auf dem Plan steht und nicht, weil sie tatsächlich Hunger haben.
Die Folge ist, dass unsere Hunger- und Sättigungssignale durcheinandergeraten und wir immer mehr verlernen auf unseren Körper zu hören. Das führt auch schon zu Problem Nummer 4.
Problem #4 – Intuitives Essen geht verloren
Intuitiv essen bedeutet, dass man seine eigenen Bedürfnisse spürt, wie zum Beispiel, ob man überhaupt hungrig ist bzw. verlangt der Körper oftmals auch nach bestimmten Lebensmitteln. Wenn man sich aber an bestimmte Ernährungsvorschriften hält, so geht dieses intuitive Essen verloren.
Das Problem daran ist, dass man dann mehr oder weniger gegen die Bedürfnisse des eigenen Körpers arbeitet, was viel Energie kostet und Diäten somit sehr anstrengend machen. Dieses „kopfgesteuerte“ Essen birgt außerdem die Gefahr der Entwicklung von Essstörungen. Wer sich gesund ernähren will, muss auf seine Intuition bzw. seine inneren Signale hören.
Problem #5 – Eine langfristig gesunde Ernährung wird immer schwieriger
Das Einhalten strikter Ernährungsempfehlungen macht eine langfristig gesunde Ernährung aus den oben genannten Gründen sehr schwierig. Einerseits verlernen wir dadurch auf unsere körpereigenen Signale zu hören, wodurch intuitives Essen immer mehr verlernt wird.
Andererseits wird es für uns immer schwieriger als „böse“ dargestellte Lebensmittel oder Nährstoffe, wie etwa Kohlenhydrate, in eine langfristig gesunde Ernährungsweise zu integrieren. Doch Ernährung ist ein individuelles Thema. Jeder von uns braucht etwas anderes. Daher sollten wir uns von diesen allgemein gültigen Ernährungsempfehlungen verabschieden.
Fazit
Ernährungsvorschriften nach dem Prinzip „One size fits all“ funktionieren einfach nicht und bringen viele Nachteile mit sich. Strikte Ernährungspläne führen zu Stress, Frust und einem negativen Selbstbild, weil viele es als selbstverschuldetes Scheitern betrachten, wenn es ihnen nicht gelingt, den EINEN Ernährungsplan oder die EINE Diät umzusetzen. Doch ich kann dich beruhigen: Diäten sind nicht darauf ausgelegt, dass sie dauerhaft funktionieren.
Vielmehr geht es um den schnellen, meist sehr kurzfristigen, Erfolg. Außerdem bleiben immer wieder Glaubenssätze über, die eine langfristig gesunde Ernährung sehr schwierig machen. Auch das Wahrnehmen von Hunger- und Sättigungsgefühlen bzw. der inneren Signale des Körpers, stellen große Probleme dar und münden nicht selten in einer Essstörung.
Du solltest Essen definitiv als etwas Positives sehen. Auch wenn es nicht das EINE Ernährungskonzept für alle gibt, gibt es dennoch Orientierungspunkte für eine individuelle gesunde Ernährung.
Denn was für alle gilt, ist die Tatsache, dass eine abwechslungsreiche Ernährung mit einem hohen Anteil an natürlichen Lebensmitteln Vorteile für die Gesundheit bringt während hochverarbeitete Fertigprodukte sich negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Ebenso birgt eine sehr zucker- und fettreiche Ernährung Gesundheitsrisiken.
Doch innerhalb dieses Spektrums gibt es viele Möglichkeiten, die eigene Ernährung gesund zu gestalten. Daher kann man getrost sagen „One size fits nobody“.
Wenn du wissen willst, wie eine gesunde Ernährung für dich funktionieren kann, dann registriere dich jetzt zu unserem Onlineprogramm – der Healthdoctors Academy.
Hier bekommst du viel Wissen zum Thema Ernährung, was dir dabei hilft, deine individuelle „gesunde“ Ernährung so zu gestalten, dass sie in deinen Alltag passt und du sie somit dauerhaft in dein Leben integrierst.
Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Petra Stuparits, Ernährungs- und Sportwissenschafterin.