Tom’s TOP 4 Lifehacks
Möchtest du deinen Lebensstil verbessern? Lebensbereiche adaptieren und maximal davon profitieren? Dafür teilt unser Physiotherapeut Thomas Graf hier seine Tipps mit dir!
Ich – Thomas Graf – muss zugeben, dass ich den Begriff Biohacking anfangs nicht besonders mochte. Ein Hack war für mich immer gleichbedeutend mit einem Angriff, einer ungewollten feindlichen Übernahme, da ich den Ausdruck natürlich nur aus der IT Branche kannte.
Wenn man sich jedoch ein wenig mit der Definition von einem Hack auseinandersetzt, sieht man, dass es eigentlich „Kniff“, „Dreh“, oder was mir am besten gefällt, „ungewöhnlicher Weg um dein Ziel zu erreichen“ beschrieben wird. Und ich denke das passt im Zusammenhang mit Biohacking am besten.
Da in der modernen Welt die natürliche Gesundheit ohnehin abhanden gekommen ist, brauchen wir hier und da etwas ungewöhnliche Methoden um unsere Gesundheit zu erhalten oder wiederzufinden.
Im folgenden Artikel geht es um meine Favoriten an ungewöhnlichen Methoden, die ich regelmäßig anwende, um meine Gesundheit zu erhalten.
Biohack 1: Intermittierende Hypoxie
Das ist eine Atemtechnik, die ich im Schnitt fünf mal pro Woche anwende. Intermittierend bedeutet soviel wie „unterbrechend wiederkehrend“ und Hypoxie ist der medizinische Begriff für „wenig Sauerstoff“.
Zuerst zur Methode selbst. Bei dieser Atemtechnik atmet man zwischen 40 und 60 mal sehr tief, vorzugsweise durch die Nase, ein und aus. Ja dabei kann einem schwindlig werden, überhaupt kein Problem. Am Ende dieser Atemzüge atmet man komplett aus und hält dann die Luft an solange man kann. Ist der Punkt erreicht atmet man einmal so tief ein wie man kann und hält dann nochmal die Luft für 15 Sekunden an. Das ist eine Runde, welche man anschliessend bis zu viermal wiederholen kann. Weniger als drei Runden sind wahrscheinlich wirkungslos.
Der Sinn hinter der Ganzen Sache ist nicht einfach zu verstehen, dafür aber umso effektiver. Während des tiefen Atmens sättigen wir unser Blut mir Sauerstoff an, und das so richtig. Halten wir anschließen die Luft an, verdrängt unser Körper langsam aber sicher diesen Sauerstoff (über den sogenannten BOHR Effekt) in unsere Zellen. Der ph-Wert in unseren Geweben der Leber, Muskulatur und Gehirn steigt dann stark über Normalwerte, sprich, wir pumpen unseren Körper mit dieser Methode massiv mit Sauerstoff voll. In diesem aeroben Milieu können zum Beispiel Krebszellen sehr schlecht überleben, unsere Ausdauerleistung wird verbessert, weil wir mit Laktat besser umgehen können.
Unser Gehirn funktioniert besser, wir werden klarer und aufmerksamer. Bei regelmäßiger Anwendung bemerkt man eine allgemeine Verbesserung der Psyche, sofern diese gewünscht ist. Mir persönlich hat es geholfen, meine Angst- und Schlafstörungen völlig loszuwerden. Was für mich klar macht, dass ich nie wieder damit aufhören werde.
Biohack 2: Kälte
Was vor wenigen Jahren noch mit Kopfschütteln kommentiert und belächelt wurde, ist heute längst kein Geheimnis mehr und in ausgewählten Gruppen bereits durchaus populär geworden. Eisbäder oder kalte Duschen haben sich als absoluter Biohack auch für die breite Masse etabliert. Ob die positiven Effekte allen die sie anwenden auch bekannt sind, bezweifle ich, aber das ist ja auch nicht notwendig.
Ein Niederländer namens Wim Hof hat maßgeblichen Anteil daran, das Eisbäder kein Geheimnis mehr sind, und versucht, die positiven Auswirkungen auf Immunsystem, Wärme- und Kälteempfinden, Stoffwechsel und Psyche in mehreren Untersuchungen an sich selbst zu beweisen.
Er kombiniert die Kälte immer mit Atemübungen (siehe Biohack 1) um den bestmöglichen Effekt zu erzielen. Für eine Untersuchung ließ er sich sogar Bakterienreste injizieren, die jeden anderen Krank gemacht hätten. Ihn nicht, er hatte nicht einmal ansteigende Entzündungswerte. Natürlich ist er Profi und ich hoffe nicht das sie jetzt denken, das sie durch zwei Eisbäder unsterblich werden, denn wie alles andere auch braucht es Zeit und Training bis die Wirkungen deutlich werden.
Ich persönlich liebe es am Morgen nach einer klaren Dusche hellwach zu sein. Das hat damit zu tun, dass die Kälte unserem Stresssystem auf positive Art und Weise einen Kick-Start verpasst und wir energiegeladen in den Tag starten können. Meine Energie ist auch allgemein viel besser, ich bin weniger Anfälliger für Verkühlungen und mir ist eigentlich nie kalt. Ausser unter der Dusche!
Biohack 3: Nasenatmung
Als ich vor fünf Jahren das Buch „Erfolgsfaktor Sauerstoff“ von Patrick McKeon gelesen habe, waren die Gründe, warum man seiner Meinung nach ausschließlich die Nase zum Atmen verwenden sollte, absolut einleuchtend und logisch. Neben den bereits weitläufig bekannten Gründen, wie Erwärmung und Befeuchtung der Atemluft, hat das Atmen durch die Nase eine Reihe von Vorteilen, die wie gesagt mittlerweile mehrere Bücher füllen. Im Alltag, beim Schlafen, und sogar beim Sport empfehle ich wirklich jedem Menschen, nur die Nase zum Atmen zu verwenden.
Es senkt unseren Stresspegel, erhöht unsere Ausdauerleistung, beruhigt die Psyche und stärkt unseren natürlichen Schlaf. Die wichtigste Folge der Nasenatmung ist allerdings die Produktion von Stickstoffmonoxid. Dieses Gas hat eine erweiternde Wirkung auf unsere Blutgefäße, senkt dadurch den Blutdruck und wirkt gegen die Bildung von Arteriosklerose. Darüber hinaus hat sich antibakterieller und regulierender Effekt auf unser Immunsystem gezeigt. Es ist das einzige Gas, welches auch als Arzneimittel zugelassen ist. Der Entdecker hat damals sogar den Nobelpreis dafür bekommen. So gut und wichtig ist das Ding.
Ich möchte mein Stickstoffmonoxid jedenfalls nicht mehr missen und atme daher ausschließlich durch die Nase. Und das empfehle ich wie gesagt allen meinen Klienten auch. Wodurch ich oft höre: „Das geht nicht, meine Nase ist verstopft.“ Meine Antwort ist immer gleich: „Weil du sie nicht benutzt!“ Das fehlen von Stickstoffmonoxid in unserem Nasen-Rachenraum führt zu einem Anschwellen der Schleimhäute, wodurch sich die Nase verstopft anfühlt. Ja es ist am Anfang lästig und anstrengend die Atmung umzustellen, aber glauben sie mir, es zahlt sich aus.
Biohack 4: Trinkpausen
Das Thema, bei dem mir sicher der meiste Widerstand entgegenschlägt, ist das Trinken. Und mein dazugehöriger Lieblingsspruch: „Wenn man Durst hat, ist es bereits zu spät“ – hält sich leider noch immer in den Köpfen der Menschen fest.
Ein Lehrer von mir hat einmal gesagt, der größte Blödsinn hat die längste Halbwertszeit. Auf fast nichts trifft diese Aussage so sehr zu wie auf den oben genannten Spruch. Warum hätte die Evolution so dumm sein sollen, unser Gehirn so zu programmieren, uns zu spät vor Durst zu warnen? Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, das Durst eigentlich ein Bewegungssignal ist, weil wir immer erst nach Wasser suchen mussten bevor wir es trinken konnten. Natürlich, wenn sie zu lange kein Wasser trinken, sind sie tot.
Aber gerade weil im Laufe der Menschheitsgeschichte sehr viele Menschen verdurstet sind, hat die Evolution unseren Körper soweit entwickelt, um mit Durst wunderbar umgehen zu können. Er regt die Produktion von Oxitocin an, unserem Kuschel- und Beziehungshormon. Er führt dazu, das die Nieren lernen, Energie aus ihrer Umgebung zu ziehen. Und selbstverständlich reguliert er unser natürliches Hunger- und Durstgefühl.
Verstehen sie mich jetzt nicht falsch, chronisch ständig Durst zu haben und immer bis zum letztmöglichen Punkt zu warten bis sie trinken ist nicht gut. Chronischer Wassermangel hat in jedem Fall negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Wenn sie Durst verspüren, trinken sie! Aber nicht vorher.
Ich persönlich mache in der Woche sogar ein hartes Training unter Durst. Es funktioniert unglaublich gut, ich merke keine negativen Auswirkungen und glauben sie mir, das kalte Wasser schmeckt im Anschluss an das Training noch viel besser als sonst!
Fazit
Ja, es gibt da draußen sehr viele Gesundheitstipps. Fakt ist, nicht alles davon hat seine Berechtigung. Mir als Therapeut ist immer sehr wichtig, dass die jeweilige Methodik auch zum Menschen passt. Bedeutet – nicht jeder Tipp ist für alle gleich gut geeignet. Probiere also gerne aus, was dir gut tut und dann integriere eine Routine in deinen Alltag, die zu dir passt und die du auch durchhalten kannst!
Schreib mir gerne, wenn du einen oder mehrerer meiner Lieblings-Hacks ausprobiert hast 🙂
Alles Liebe, Tom