Sehnenriss in der Schulter – was nun?

Ziehende und stechende Schmerzen in der Schulter. Vorwiegend in der Nacht und bei Bewegung. Kennen sie diese Symptome? In den meisten Fällen besteht hier der Verdacht einer Verletzung der sogenannten Rotatorenmanchette. Hier in unserem Blog erfährst du von unserem Orthopäde und Sportarzt mehr darüber.

Was ist die Rotatorenmanchette überhaupt?

Die Rotatorenmanchette ist der schützende Sehnen-Muskel-Mantel des Schultergelenkes und ist mitverantwortlich für die Stabilität und Mobilität unserer Schulter. Die Muskelmanchette stabilisiert die Schulter, ermöglicht uns den großen Bewegungsumfang und zentriert den Oberarmkopf im Schultergelenk. Die Rotatorenmanchette besteht aus 4 Muskeln und den dazugehörigen Sehnen.

  1. Musculus supraspinatus
  2. Musculus infraspinatus
  3. Musculus teres minor
  4. Musculus subscapularis

Wann spricht man von einer Rotatorenmanchettenruptur?

Eine Ruptur bedeutet in der Medizin immer eine Zerreißung oder der Riss eines Gewebes, Organs, Gefäß, Bandes oder Sehne. Spricht man von einer Rotatorenmanchettenruptur handelt es sich um einen teilweisen oder vollständigen Muskelsehnenriss in der Schulter. Dabei können sowohl eine als auch mehrere Sehnen verletzt oder gerissen sein. Weiters unterscheidet man zwischen einer degenerativen Ruptur (Abnutzung der Rotatorenmanchette) oder einer „frischen“ Ruptur, ausgelöst durch einen Sturz oder einen Unfall. Die am häufigsten betroffene Sehe ist die Supraspinatusehne.

Ohne gezielte Behandlung kann eine Ruptur der Rotatorenmanchette zu schweren Folgen, wie z.B. einer erheblichen Bewegungseinschränkung, Schmerzen oder einer Schulterarthrose (Omarthrose) führen.

Deshalb sollten sie immer bei auftretenden Beschwerden und Schmerzen in der Schulter einen Orthopäden aufsuchen.

Welche Symptome und Beschwerden treten bei einer Ruptur der Rotatorenmanchette auf?

Die Symptome und Beschwerden bei einer Verletzung der Rotatorenmanchette können unterschiedlich sein. So können kleine Einrisse, sogenannte Teilrupturen, gänzlich ohne oder mit nur kurzen Beschwerden einhergehen. Grundsätzlich kann es sowohl in der Ruhestellung, z.B. nachts, als auch bei Bewegung seitlich am Oberarm zu Schmerzen kommen.

Im Gegensatz zu den degenerativen Einrissen, welche oft über Monaten oder Jahre entstehen und anfangs häufig ohne Schmerzen sind, treten bei größeren Rupturen in vielen Fällen ziehende oder stechende Schmerzen im Schulterbereich auf. Diese Schmerzen können auch in das Schulterblatt oder in den Unterarm ausstrahlen. Verstärkt werden die Schmerzen bei bestimmten Bewegungen, z.B. beim Abspreizen des Armes gegen einen Widerstand oder bei Drehbewegungen. Aber auch Bewegungsunabhängige Ruheschmerzen werden von vielen Patienten beschrieben. Das Liegen auf der betroffenen Schulter ist oft nicht mehr möglich und es kann in weitere Folge auch zu einer Kraftminderung des Armes kommen.

Wie kommt es zu einer Ruptur der Rotatorenmanchette?

Eine Ruptur der Rotatorenmanchette zählt zu den häufigsten Verletzungen der Schulter. Dabei steigt das Risiko mit zunehmendem Alter. Die Patienten mit einem Sehnenriss an der Schulter werden in 2 Gruppen eingeteilt: in junge, gesunde und sportlich aktive Patienten und in die älteren Betroffenen. Diese Einteilung ist wichtig und richtungsweisend in Bezug auf die notwendige Therapie.

Bei jüngeren Menschen kommt es in den meisten Fällen durch Verletzungen, Unfällen, nach Stürzen oder im Sport zu einer Ruptur der Muskelmanchette. Diverse Sportarten, wie z.B. Tennis, Badminton, Volleyball, Handball oder Squash erhöhen das Risiko einen Sehnenriss zu erleiden.

Bei älteren Menschen ist das Sehnengewebe oft bereits degenerativ vorgeschädigt und die Reißfestigkeit der Sehnen nimmt im Laufe der Jahre ab. In vielen dieser Fälle kann es schon nach einer „falschen“ Bewegung (Bagatelltrauma)  zu einem Sehnenriss an der Schulter kommen. Bei älteren Personen, vor allem bei Patienten über 70 Jahren, besteht die Möglichkeit, dass selbst eine alltägliche Bewegung die mechanische Belastbarkeit des Sehnengewebes überlastet und die Sehne zum Reißen bringt.

Lange chronische Überlastungen (z.B. Überkopfarbeit) erhöht ebenfalls das Risiko einer Rotatorenmanchettenruptur.

Wie erfolgt die Diagnose und wie wird ein Rotatorenmanchettenriss behandelt?

Zunächst sollten sie bei einem Facharzt für Orthopädie vorstellig werden. Nach der klinischen und körperlichen Untersuchung erfolgt in den meisten Fällen eine radiologische Abklärung mittels Röntgen, Ultraschall und MRT.

Bestätigt sich der Verdacht eines Sehnenrisses wird gemeinsam mit dem Patienten die möglichen Therapieoptionen besprochen. Bei der Entscheidung sind mehrere Faktoren zu beachten:

  • Entstehung der Ruptur (z.B. aufgrund degenerativer Vorschäden)
  • Alter des Patienten
  • Funktioneller Anspruch an die Schulter
  • Potentielle Degeneration (Rückbildung des Muskels der betroffenen Sehne)

Konservative und operative Therapie

Anhand oben genannter Faktoren wird dann die Indikation zu einer konservativen oder operativen Therapie gewählt.


Konservative Therapie:

Ein konservatives Vorgehen wird vorrangig bei älteren Patienten gewählt. Liegt zusätzlich zu einer degenerativen Schädigung eine Schulterarthrose (Omarthrose) vor dann sollte ein konservatives Procedere ins Auge gefasst werden. Konservative Therapiemaßnahmen können ein ebenso gutes Ergebnis erzielen, wie eine Operation, jedoch könne sie den Sehnenriss nicht heilen. Das Ziel einer Physiotherapie ist die intakten Muskeln zu trainieren, die die Funktion des geschädigten Muskels kompensieren können.

Operative Therapie:

Ein operatives Procedere wird vor allem bei jüngeren und aktiven Patienten sowie Sportlern gewählt. Eine hohe Anspruchshaltung und die komplette Wiederherstellung der Schulterfunktion spielen hier eine große Rolle.

Sollte der konservative Behandlungsweg keinen Erfolg bringen sollte ebenfalls über eine Operation nachgedacht werden.

Das Standardverfahren der operativen Therapie ist eine minimal invasive arthroskopisch assistierte Rekonstruktion der Rotatorenmanchette. Die Sehne wird mit speziellen Fäden genäht und am Oberarmkopf fixiert.

Nach der Operation folgt in der Regel eine 4-6 wöchige Ruhigstellung mit einem Schultergurt. Um die Funktion in der Schulter so schnell wie möglich wieder zurückzugewinnen ist eine physikalische Therapie auch nach der Operation unbedingt notwendig.

Sollte sie Schmerzen, eine Bewegungseinschränkung oder generell Probleme mit ihrer Schulter haben, zögern sie nicht einen unserer healthdoctors Orthopäden oder Sportärzten zu kontaktieren.

Dieser Artikel wurde verfasst von: Dr. Martin Reschl, Facharzt für Orthopädie, Sportarzt

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