Ernährung bei Gicht – was essen, wenn die Harnsäure zu hoch ist?
Schmerzende gerötete und geschwollene Gelenke. Ein mögliches Anzeichen für Gicht. Was genau dahinter steckt und wie du diese therapieren kannst erfährst du im folgenden Artikel.
Leidest du an schmerzenden, gelegentlich auch an geschwollenen oder geröteten Gelenken? Ja? Dann könnte eine Stoffwechselstörung dahinterstecken, die als Gicht bezeichnet wird. Sie entsteht, wenn ständig zu viel Harnsäure ins Blut gelangt. Doch keine Panik. Mit der richtigen Ernährung und unter Berücksichtigung weiterer Lebensstilfaktoren hast du es selbst in der Hand, dieser Krankheit den Kampf anzusagen. Unsere healthdoctors Ernährungswissenschafterin Dr. Petra Stuparits klärt auf, was wichtig ist und gibt hilfreiche Tipps zur erfolgreichen Umsetzung.
Was ist Gicht und wie kommt es dazu?
Gicht ist eine Störung des Stoffwechsels, die auf eine zu hohe Harnsäurekonzentration im Blut zurückzuführen ist. Diese überschüssige Harnsäure lagert sich in Folge als in Form von kleinsten nadelförmigen Kristallen in den Gelenken ab und führt dort zu schmerzhaften Entzündungen. Dabei ist zu Beginn der Erkrankung meist nur das Großzehengrundgelenk betroffen. Bleiben sogenannte Gichtanfälle unbehandelt, kommt es zu einem chronischen Verlauf. Das bedeutet, dass sich auch weitere Gelenke entzünden können. Meist sind dies das Mittelfuß-, Sprung-, Knie-, Ellbogen- oder das Handgelenk sowie die Fingergelenke. Wird der Harnsäurespiegel nicht dauerhaft gesenkt, kann es in späteren Stadien zu Gelenk- bzw. sogar zu Nierenschäden kommen.
Doch das kann verhindert werden. Neben einer medikamentösen Therapie, kann eine Änderung des Lebensstils, und hier vor allem die Änderung der Ernährungsgewohnheiten, einen großen Beitrag leisten, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und im besten Fall sogar Schmerzfreiheit zu erlangen.
Warum Ernährung deine Lebensqualität erhöhen kann
Wie bereits erwähnt, entsteht Gicht durch chronisch erhöhte Harnsäurewerte im Blut. Diese sind entweder auf eine zu hohe Harnsäureproduktion oder eine zu geringe Harnsäureausscheidung zurückzuführen.
Da Harnsäure ein Abbauprodukt des Purinstoffwechsels ist und Purin über verschiedenste Lebensmittel aufgenommen wird, ist eine Ernährungsumstellung im Grunde die einzige Möglichkeit, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen. Zudem wird Harnsäure über die Nieren ausgeschieden. Dies passiert allerdings nur dann, wenn dem Körper ausreichend Flüssigkeit zur Verfügung gestellt wird.
Das Ziel einer Ernährungsumstellung ist somit, den Harnsäurespiegel im Blut dauerhaft zu senken. Nur so können Spätfolgen und Schmerzattacken verhindert werden.
3 Tipps wie deine Ernährung zu mehr Wohlbefinden beitragen kann
Wie du mit deiner Ernährung zu mehr Schmerzfreiheit beitragen kannst, erfährst du hier. Dabei ist zunächst einmal wichtig anzumerken, dass es wirklich verbotene Lebensmittel m Rahmen der Ernährung bei Gicht nicht gibt. Allerdings sind einige Nahrungsmittel bekannt, die bei Gicht seltener konsumiert werden sollten als andere. Dies betrifft zwar vor allem purinreiche Lebensmittel. Es gibt aber auch purinfreie Lebensmittel, die die Entstehung von Gicht begünstigen (siehe Tipps). Wenn du die folgenden Tipps beherzigst, wirst du schnell merken, dass es dir besser geht.
Tipp 1: Meide die Zufuhr purinreicher Lebensmittel – das sind:
- Innereien wie Leber, Bries, Herz oder Nieren
- alle Sorten Fleisch und Fisch, v.a. fettes Fleisch und Geflügelhaut
- fettreiche Lebensmittel wie Wurst, Schmalz, Speck, Mayonnaise
Tipp 2: Reduziere außerdem die Zufuhr folgender Lebensmittel
- Hülsenfrüchte wie Erbsen und Linsen
- Alkohol (v.a. Bier)
- Softdrinks und Fruchtsäfte
Tipp 3: Greife zu purinarmen oder purinfreien Lebensmitteln – das sind:
- Milch und Milchprodukte wie Joghurt und Topfen
- Eier
- Gemüse wie Tomaten, Karotten, Salat, Gurken, Paprika, Karfiol
- Kartoffeln
- Obst
- Teigwaren
- Reis
- Nüsse wie Walnüsse oder Haselnüsse
- Samen und Kerne wie Cashewkerne, Sesam, Pinienkerne oder Mandeln
Was du sonst noch tun kannst, um dich besser zu fühlen
- Reduziere Übergewicht
Da Übergewicht einen Risikofaktor für die Entstehung von Gicht darstellt, ist eine Gewichtreduktion ratsam. Zudem trägt der Gewichtsverlust selbst zu niedrigeren Harnsäurespiegeln bei und entlastet die Gelenke. - Keine „Crash-Diäten“ oder strenges Fasten
Wenn du Gewicht reduzieren willst, dann solltest du dies über eine dauerhafte Ernährungsumstellung tun. Dies ist insofern wichtig als bei radikalen Diäten viel Muskel- und Fettgewebe in kurzer Zeit verloren geht. Dadurch kommt es zu einer hohen Purinfreisetzung aus diesen Geweben und somit zur Verschlimmerung der Beschwerden. Außerdem helfen Crash-Diäten nur kurzfristig und können zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen. - Bewege dich!
Bewegung bei schmerzenden Gelenken – ja, das ist möglich und sogar empfehlenswert. Allerdings sind nicht alle Sportarten geeignet. Schwimmen, Wassergymnastik, Aquajoggen, Nordic Walken, Skilanglaufen, Radfahren und Gymnastik sind mögliche Alternativen, wobei Letzteres vor allem zur Verbesserung der Beweglichkeit führt. - Trinke ausreichend!
Neben einer geeigneten Nahrungsmittelauswahl sollte auch auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden. Diese trägt dazu bei, dass Harnsäure vom Körper leichter ausgeschieden werden kann. Versuche daher mind. 2 Liter pro Tag zu trinken. Tu dies am besten in Form von reinem Wasser oder ungesüßten Tees.
Fazit
Gicht ist eine Stoffwechselstörung des Körpers bei der es zu Harnsäureansammlungen im Blut kommt. Diese Harnsäure stammt primär aus der Aufnahme durch die Nahrung. Eine Ernährungsumstellung auf purinarme bzw. purinfreie Kost kann daher einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung der Erkrankung leisten. Durch eine bewusste Lebensmittelauswahl und einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr hast du es selbst in der Hand, dein Wohlbefinden zu steigern. Wenn du übergewichtig bist, solltest du außerdem einen Gewichtsverlust anstreben. Allerdings nicht über radikale Crash-Diäten. Auch regelmäßige Bewegung trägt zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden bei. Daher mein Tipp: Pack es an und du wirst sehr schnell merken, wie gut sich ein gesunder Lebensstil anfühlt! Siehe auch: Gesunde Ernährung.
Dieser Artikel wurde verfasst von: Dr. Petra Stuparits, MSc., Ernährungsberatung und Sportwissenschafterin